Mein Bildungsverständnis
Vor allem der konstruktivistische Ansatz, die Ermöglichungsdidaktik und die humanistische Pädagogik beeinflussen meine Arbeit. Laut dem konstruktivistischen Ansatz erzeugt unser Fühlen, Denken und Erinnern eine eigene Wirklichkeit. Das Lernen Erwachsener ist ein individueller Prozess. Gelernt wird, was einem persönlich bedeutsam, relevant und in seine Lebenswelt integrierbar scheint, und nicht das, was einem gesagt wird. (Siebert,2019)
« Oberstes Ziel didaktischen Handelns ist es, Erwachsene zu motivieren und zu unterstützen, sich lernend mit sich, den Mitmenschen und der Welt auseinanderzusetzen. »
(Siebert,2019, S. 27)
In der Ermöglichungsdidaktik liegt der Fokus auf der Gestaltung stimulierender Lernsituationen in entsprechenden Lernumgebungen. Lernende werden in den Lernprozess einbezogen. Die Lehrenden stehen als Ressource zur Verfügung in einem eigendynamischen «Lehr-Lernsystem». (Siebert, 2019)
« Laut Arnold ... verliert die traditionelle Belehrungsdidaktik an Bedeutung zugunsten einer Ermöglichungsdidaktik. Mit andern Worten erzeugt der Lehrer nicht mehr das Wissen, das in die Köpfe der Schüler soll, er ermöglicht Prozesse der selbsttätigen und selbstständigen Wissenserschliessung und Wissensaneignung.»
(Arnold 1993, S. 53)
Und hier möchte ich den Bogen schliessen mit der humanistischen Pädagogik. Mit dem inneren Antrieb, der Erwachsene lernen lässt. Die Lernmotivation besteht darin zu entdecken, zu ergreifen und schliesslich zu begreifen. Diesen Antrieb, der jedem freiwilligen Lernprozess zugrunde liegt, kann ich nutzen und verstärken.
(Berlinger, Birri, Zumsteg, 2006)
Nebst dem Unterrichten spielt aber auch die Beurteilung eine zentrale Rolle. Im gestalterischen Bereich ist aber genau diese stark anfällig auf subjektive Empfindsamkeiten. Auch wenn man sich als Lehrperson natürlich an summative oder formative Bewertungskriterien hält, ist der Output der Lernenden immer noch ein Ausdruck ihres persönlichen Stils, den es unbedingt zu respektieren gilt. Sich zu exponieren, sein Inneres nach Aussen zu kehren und das Resultat dann bewerten zu lassen, ist ein Diffiziler Vorgang. Dazu kommt die Furcht vor dem weissen Blatt, die nicht unbeachtlich ist. Prokrastination verursacht durch Versagensängste und dem Unvermögen, den ersten Strich auf ein weisses Blatt Papier zu zeichnen, ist wohl allen Gestalter_innen bekannt. Der Maler Guido Martini bezeichnet Kunst...
«... als die immer neue Überwindung der Angst vor dem Nicht-Können.»
(Wagemann 1989, S. 202)
Als Lehrperson muss ich mir also einerseits bewusst sein, dass unbedachte Aussagen dazu führen können, dass Lernende das Vertrauen in ihre Begabung verlieren. Lernende aber andererseits nicht von mir als Lehrende erwarten, ihren gesamten kreativen Output gutzuheissen. Lobhudelei ist genauso fehl am Platz wie destruktive Kritik. Vielmehr ist essenziell, dass ich als Lehrperson den Lernenden Möglichkeiten eröffne, Leistungen zu erbringen, die sie selbst als individuellen Lernfortschritt empfinden. Bei jeder Bewertung gilt also immer:
«Ansatzpunkte für die Ermöglichung weiterer ermutigender Lernerfahrungen zu finden.»
(Peez, 2020)